Sonja Jüngling

Freiheit

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Hegel maß gesellschaftlichen Fortschritt an der Freiheit ihrer Mitglieder. Diese Definition ist heute aktueller denn je. Aber was ist Freiheit? Viele denken vermutlich als Erstes an die Pandemie-Einschränkungen. Aber bin ich unfrei, weil ich nicht ins Kino oder ohne Maske einkaufen kann? Ich sage Nein. Denn Freiheit kommt von innen. Ich habe mich als Demokratin dazu entschieden, Anderen unbeliebte Entscheidungen aufzubürden und das Wohl der Mehrheit über mein eigenes zu stellen, weil ich letztendlich davon profitiere (auch weil ich mich so mit vielen Inhalten gar nicht erst beschäftigen muss). Das ist meine innere Freiheit, für die ich wirklich dankbar bin, denn mit Frau Merkel möchte ich nicht tauschen.

Wie gehe ich dann mit der aktuellen Situation um, wenn ich einfach nicht machen kann, wozu ich grade Lust habe? Mir hilft es, mich mit den eigenen Werten zu beschäftigen, zu wissen, wer ich bin und was mein großes Ganzes ist. Nur wenn ich frei bin von negativen Gedankenspiralen und Opferdenken, kann ich vor dem Hintergrund meiner Wünsche und Ziele frei entscheiden, wie ich mit dieser und im Grunde genommen jeder Situation umgehe. Dann kann ich mich frei fühlen.

Ohnehin glaube ich, dass nicht die Anzahl der Kinobesuche, Treffen mit Freunden oder besonderen Events über mein Glück entscheidet. Ja, ich vermisse diese Dinge, manches sogar ganz furchtbar. Aber mein Glück hängt nicht ausschließlich von den Besonderheiten ab, sondern von meinen Gefühlen im Alltag. Und die hängen maßgeblich von der Qualität meiner Beziehungen ab. Zu mir und zu anderen. Und die besten Beziehungen sind die, in denen ich mich frei fühle und aus Liebe bleibe, nicht weil ich gebunden bin. Schon das Wort…

Viele von mir als belastend empfundene Einschränkungen kamen aus mir selbst. Ich habe mir Dinge verboten, weil MAN DAS NICHT MACHT. Ich habe Neid und Ohnmacht empfunden, weil die anderen hatten oder machten, wovon ich träumte. Weil ich dachte, ich kann das nicht. Ich konnte oft einfach nicht machen, wonach mir war oder was ich brauchte, weil ich mich selbst einschränkte. Die Gedanken erschaffen mein Weltbild und machen mich unfrei. Oder eben frei, wenn du dich entlässt aus deinen inneren Zwängen. Ich sage, du kannst selbst im Gefängnis frei sein, denn Freiheit entsteht im Kopf. Meine Gedanken (und eng damit verbunden auch meine Gefühle) sind meine Realität. Innerlich frei zu sein ist die perfekte Mischung von Akzeptanz (der Umstände, meiner aktuellen Möglichkeiten) und positiver Veränderungsinitiative.

Runtergebrochen heißt das für mich: Je mehr Menschen sich sicher und frei genug fühlen, die Beziehungen zu leben, die sie sich für sich wünschen, je mehr wir darüber reden und jede Person in unserer Gesellschaft als das wundervolle Wesen akzeptieren, dass sie ist, desto freier und somit fortschrittlicher sind wir. Und in diesem Fall weise ich Fortschritt ganz eindeutig als positiv aus.

Also liebet euren nächsten wie euch selbst. Vor allem aber toleriert ihn oder sie UND EUCH mit allem was ihr seid und braucht und macht und denkt. Denn wenn ihr andere so respektiert und unterstützt wie sie sind, wenn das immer mehr Menschen tun, dann geschieht euch das gleiche. Und dann können wir vielleicht endlich glücklich einfach sein und uns authentisch leben. Das Leben hat dann immer noch genug Herausforderungen in petto. Und die können wir dann vielleicht gemeinsam in Wohlwollen und Liebe angehen, vor allem aber besser annehmen als wenn wir davon ausgehen, dass wir allein, ohnmächtig und Opfer der Umstände sind.

Ich gestalte mein Leben, denn ich bin frei.

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