Sonja Jüngling

Jahresrückblick 2021 oder wie ich mir meinen Traumjob baute, weil ich lernte häufiger auf mein Bauchgefühl als auf gelernte Regeln zu hören

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Mein Jahresrückblick 2021

Mein 2021 war geprägt von der Frage, was und wer ich beruflich sein will. Ich habe versucht, diese Frage mit ganz vielen Fakten zu beantworten und habe gesammelt und Listen gemacht und geplant und Experten gefragt und gelesen und mich coachen lassen. Im Laufe des Jahres wurde immer klarer, dass mein Bauchgefühl viel mehr über mich und mein Leben weiß, als alle Bücher und Internetseiten und Experten zusammen. Die Erfahrung 2021 hat gezeigt, dass es immer zu etwas Gutem führt, wenn ich mein Bauchgefühl meinen Kompass sein lasse. Selbst wenn die Entscheidung nach irgendwelchen objektiven Kriterien nicht immer ideal für das von so vielen angestrebte geregelte Leben ist, kommt etwas Gutes dabei raus. Denn wenn ich meinem Bauchgefühl folge, fühlt es sich zumindest immer gut an. Und das ist es doch eigentlich, worum es geht. Und diese beruflich angestoßene Änderung habe ich dann irgendwie auch in mein Privatleben übernommen, weil ich das eh nicht mehr so richtig trennen kann, jetzt wo die Themen so spannend sind. Letztendlich hat mir mein 2021 am Ende also nicht nur gezeigt, wer ich beruflich bin, sondern auch was mich bewegt, mir wichtig ist und was mich als Mensch ausmacht.

Quicky-Einblicke im Monatstakt

Januar: Ich lerne Instagram kennen

Wow kann ich da nur sagen. Ich weiß, ich weiß, ich bin erst 46, aber ich habe wirklich lange gebraucht, um mich mit den neuen Medien anzufreunden. Zu Twitter oder Tiktok reicht es noch nicht, aber immerhin weiß ich inzwischen, was das ist. Und ich muss sagen, von Instagram bin ich recht begeistert. Ja, auch hier gibt es natürlich was zu meckern, aber selten finde ich so viel neutrale Infos und gleichzeitig viele Hoffnungsgeber und schöne Sachen wie hier. Kaum öffentliches Bashing. Auch das hat natürlich auch Nachteile, aber insgesamt fühl ich mir hier wohl und habe mich entschieden, das zu meinem Hauptkanal zu machen. Immer noch komm ich viel zu selten dazu etwas zu posten, aber ich lerne jeden Tag mehr, meinen Anspruch zu bändigen und meinem Bauch zuzuhören. Aufregend war das.

Februar: Der Schritt in die Selbstständigkeit

Puh, das war groß. Ich habe zwar schon lange ehrenamtlich in der Beratung gearbeitet und bin auch schon seit Mitte 2020 aus meinem alten Job raus, aber seit dem 1.2.2021 bin ich offiziell selbstständig mit Steuernummer und allem Zip und Zap. Immer noch habe ich ständig Angst, etwas zu übersehen, denn der deutsche Staat ist nicht nett zu Freiberuflern. Wir werden für viel Versäumtes direkt haftbar bemacht und die Abgaben sind absolut erschreckend. Kein Wunder, dass es so viele nicht schaffen, sich ein stabiles eigenes Business aufzubauen. Aber es gab für mich auch tolle Möglichkeiten. Wie immer, wenn ich aus dem Herzen und Freude anstatt aus dem Mangel agiere, fügte sich irgendwie plötzlich Alles. Ich bekam hier einen Zuschuss, da einen freundlichen Hinweis und Rückendeckung von der Arbeitsagentur und dann noch die richtigen Fachleute zum richtigen Zeitpunkt für Fragen. Vielleicht war es nicht Fügung, vielleicht haben sich schöne Zufälle nur so angefühlt, aber das hat es mir echt leicht gemacht, den Sprung zu wagen, obwohl ich zwar sehr wohlmeinende aber eben auch viele zweifelnde Stimmen um mich herum und in mir hatte. Und tatsächlich habe ich es sogar geschafft, die Pandemie für statt gegen mich zu nutzen, indem ich die Situation akzeptierte und Online- und Draußenangebote von Anfang an mitdachte und meinen Anspruch runterschraubte, direkt die große Mark zu machen. Schön!

März: Gäste im Gründerkamin und erster Clubhouse-Talk zum Thema offene Beziehungen

Ach Du meine Güte, war das spannend. Durch wundervolle, wohlwollende und spannende Gäste im Gründerkamin fühlte ich mich zu Hause und habe auch diese Gespräche für mich und meine Ausrichtung nutzen können. Katrin Röntgen mit ihrer ruhigen und gleichzeitig energetischen Art hat mir Hoffnung gegeben und Mirjam Faust fand ich als Paar- und Sexualtherapeutin von Anfang an rasend spannend. Und wie sich jetzt zeigt, waren auch diese Begegnungen schicksalshaft, denn nur durch verschiedene Tipps von ihnen bin ich jetzt glücklich da wo ich bin. Und dann Clubhouse… uiuiui, direkt in meinem ersten Raum, der zum Teil mit 25 fremden Leuten gefüllt war, wurden konsensuell nicht monogame Frauen nach meinem Gefühl ordentlich angegangen. Ich kann das verstehen, ich bedrohe mit meiner Einstellung Werte, die sich jahrzehntelang bewährt haben. Gleichzeitig war es für mich schwer mit der großen Nervosität im Bauch und dem immer währenden Anspruch, alle im Blick zu haben, dabei nicht leicht den Raum zu halten. Aber auch hier habe ich ganz unverhofft Unterstützung von zwei sehr spannenden Menschen erhalten, denen ich nun mit Freude Folge und immer noch viel lerne.

April: Start draussencoaching.de

Ich kann gar nicht mehr so genau sagen, wie es eigentlich angefangen hat, aber plötzlich fand ich mich mit zwei wundervollen Frauen im Seminarraum in der Hochstraße und merkte, dass wir im Grunde grade ein Unternehmen aufbauten. Und ich bin froh, dass ich da noch nicht wusste, was ich jetzt weiß, denn dann hätte ich ob der Größe und Tragweite der Gespräche Muffe bekommen und dieses wundervolle Projekt hätte sich vermutlich nicht so schön und leicht entwickelt. Inzwischen kann ich Lena Kampfhofer und Marianne Oshege aus meinem Leben nicht mehr weg denken. Die fruchtbaren, gut strukturierten und regelmäßigen Arbeitstreffen schätze ich genauso wie unsere monatlichen Spaziergänge mit so viel wertvollem Austausch zur Arbeit an der frischen Luft. Auch hier hat sich eine ganz kleine und überhaupt nicht in Frage gestellte Bauchentscheidung, nämlich die mich dem Institut der Wegebegleiter anzuschließen, als Gold wert herausgestellt. Denn sonst hätte ich diese tollen Menschen vermutlich nicht kennengelernt.

Mai: Wunderbares Arbeitstreffen in Bad Kreuznach

Eine zweite oder eigentlich eine erste Arbeitsgruppe, denn die gab es schon seit November 2020, hat sich im Mai ein ganzes wundervolles Wochenende lang mit dem Thema Beziehungen beschäftigt. Wir sind 5 Freunde, die das LARP verbindet und die in diesem Zusammenhang gemerkt haben, dass die Werte im Bezug auf Beziehungen und ein gutes Miteinander so gut passten, dass wir beschlossen haben, eine Seminarreihe und Homepage zum Thema Liebe und Sexualität zu starten. Ich habe mich selten so wohl und willkommen und angekommen gefühlt wie auf diesem Arbeitstreffen. Alle waren neugierig und offen und es tat so gut in dieser geballten Kraft mit Fokus auf mein Kernthema Beziehungen so viel zu hören, was sich gleichzeitig so revolutionär (weil in meinem Alltag ausschließlich von mir ausgesprochen) und richtig anfühlte. Letztendlich haben wir wenig gearbeitet und mir wurde auch dadurch klar, wie wichtig im Arbeitskontext Beziehungen sind und dass ohne eine ordentliche Bindung und Vertrauen eigentlich gar Nichts funktionieren kann oder es sich zumindest nicht so schön anfühlt :).

Juni: meine (neue) Homepage geht online

Irgendwas hatte ich schon früh fürs Netz zustande gebracht und war nicht wenig stolz drauf. Aber was Leon da gezaubert hat, wollte ich schnellstmöglich zeigen. Tatsächlich bin ich fast wahnsinnig geworden, als sich dann auch hier das Paretoprinzip zeigte und ich für gefühlt Fisselkram noch 6 Wochen gebraucht habe. Aber am 10.6. War es dann endlich so weit und ich war begeistert von den Rückmeldungen. Hätte ich da gewusst, wieviel Arbeit es mich trotzdem noch kostet und wie viel sich noch ändert, hätte ich vermutlich die Flinte ins Korn geworfen. Das ist eine der Lehren, die ich dieses Jahr mitgenommen habe: Viele Dinge mache ich, die hinterher nicht sichtbar und/oder ohne Bestand sind. Aber für meinen Prozess, für den Fortschritt sind so trial and error Sachen einfach total wichtig. Denn nur so kann ich herausfinden, was sich gut anfühlt und bleiben darf und was ich ganz sicher nicht will.

Ich bin wahnsinnig stolz darauf, wie gut ich inzwischen mit WordPress umgehen kann, und wundere mich immer wieder, wie leicht es mir dann doch fällt über Dinge zu reden und zu schreiben, die von vielen Menschen als zu intim eingestuft werden. Ich finde allerdings the privat is political und wir können nicht genug über das sprechen, was uns wirklich bewegt und manchmal scheinbar so weit weg von Fakten und gleichzeitig so essentiell für Entscheidungen und das Zusammenleben ist.

Juli: Rapidblogflow

Beim Texten für meine Homepage wurde ich daran erinnert, wie gern ich schreibe. Und viel Feedback und Erfahrung in diesem Jahr hat mir gezeigt, dass ich nicht nur Wortfetischistin bin und und ohne Punkt und Komma reden kann (wenn ich möchte), sondern mir auch schriftlich Vieles leicht fällt und es oft zu ganz passablen Ergebnissen führt, ohne dass ich mich anstrengen oder verbiegen oder viel Zeit investieren müsste. Auch hier hat sich sich gezeigt, wie wichtig die Haltung und der eigene Gemütszustand sind. Bin ich im Flow, in meiner Mitte und gebe ich mich dem Prozess ganz hin ohne Druck und ohne zu bewerten oder die Bewertung der anderen im Kopf zu haben, dann läuft alles ganz einfach und wird oft einfach wunderschön. Und dabei hat Judith mir mit ihrer unglaublichen Energie und dem Gesamtpaket Schreiben/Handstand/Freuen wirklich geholfen. Und der Spruch Bog like nobody is reading hilft mir an vielen Stellen mit meiner geschätzten Begleiterin Frau Anspruch.

Juli: IKSK Sommerfest in Berlin

BERLIN!!!!! Du wundervolles Molloch! Ich danke Dir für Deine Überfülle an  Menschen und Vielfalt und Gefühlen und Hektik und Begegnungen und Möglichkeiten und Schönheit und Größe! Im Juli durfte ich Dich nochmal auf eine besondere Weise auf dem Sommerfest des IKSK kennenlernen. Ich bin wundervollen, schlauen, spitzbübigen und erotischen Menschen begegnet und habe unfassbare Eindrücke mitgenommen. Ich habe mich köstlich amüsiert und durfte mal wieder ganz ich sein. Mehr zu dem Wochenende findet sich hier. Danke in diesem Zusammenhang auch an Eva, Judith und Karina.

August: Regen in der wärmsten Region Deutschlands

Das Kontrastprogramm Familienurlaub sollte genauso heiß werden wie der Aufenthalt in Berlin, denn wir sind nach Staufen in den Breisgau gefahren. Der Breisgau ist bekannt als sonnenreichste Region Deutschlands. Ich hatte sogar extra überlegt für meinen Nordmann ein mobiles Klimagerät zu kaufen und eine Wohnung 300 m Luftlinie vom Schwimmbad entfernt gebucht. Und dann gabs eine Woche Regen. Wirklich! Wir hatten natürlich auch Regenpausen und haben tolle Entdeckungen gemacht wie eine echte Gottesanbeterin am Wegesrand, den größten Wunsch meines Sohnes. Und wir waren im Kletterwald um mein Energiebündeln namens Tochter glücklich zu machen. Und wir haben einfach mal zusammen ein Buch gelesen und Gesellschaftsspiele gespielt und waren Wandern und auf Balkonien glotzen. Auch hatten wir auf dem Hinweg einen Dreitagestop in Bacharach gemacht, weil der Mann den Rhein so geil findet. Und da schien noch die Sonne im Gegensatz zu unserem ersten Besuch dort mit Camper und Einjähriger bei einem Unwetter an der Loreley. Aber was soll ich sagen, schön wars trotzdem! Macht man ja viel zu selten, so Urlaub. Wir kommen sicher wieder.

September: 15. Hochzeitstag

Ich kann es nicht fassen, dass dieser tolle Mann schon über 20 Jahre an meiner Seite ist. Und hätte mir jemand am 6.3.2001 gesagt, dass ich diesen Menschen irgendwann heiraten UND mit ihm Kinder bekommen und meine Beziehung so oft verändert hätte, dass ich mit dem ganzen dafür nötigen Hintergrundwissen am Ende nicht nur eine phasenweise konsensuell nicht monogame Beziehung habe sondern das auch noch freiberuflich verfolge, ich hätte mich abwechselnd auf dem Boden gekugelt vor Lachen ob der Ironie meines Lebens, übergeben vor Angst und außerdem unauffällig den Notruf für die Einweisung ins Irrenhaus für diesen Jemand gesucht. Vor allem, wenn ich gecheckt hätte, wie glücklich es mich macht, nicht solo Fledermäuse im Regenwald zu zählen, sondern jeden Tag neu über die Vertrautheit und Liebe zu staunen, die mich umgibt. Nie hätte ich gedacht, dass ich mit Jemandem so innig verbunden sein kann, ohne Mord- oder Selbstmordgedanken. Enge Beziehungen waren früher für mich Stress pur. Verbiegen, verbieten, verstellen, nicht kriegen, was ich mir wünsche oder auch nur brauche. Danke, Du wundervoller, starker, sensibler, bescheuerter, emanzipierter, schöner Mann, dass Du mich ausgehalten hast und mitgewachsen bist in einem Ausmaß, das wir wohl beide nicht für möglich gehalten hätten. Danke, dass Du meist im richtigen Maß dagegen gehalten hast. Ich hätte nicht gedacht, dass ich das mal zu schätzen weiß.

Oktober: viele Abschiede

Ich bin froh, dass wir wie immer in der zweiten Herbstferienwoche mit einer tollen Familie ans Meer gefahren sind. Denn ein bisschen Weggeblasen werden und ganz andere Energie und Stetigkeit habe ich im Oktober echt gebraucht. Ich durfte Menschen und Projekte loslassen, die mich lange begleitet haben, die mein Herz auf eine ganz besondere Weise berührt haben. Zu erkennen, dass ein Abschied ansteht, ist ein langer Prozess, manchmal schmerzhaft, manchmal schwermütig immer aber sehr sehr traurig, selbst wenn die Entscheidung klar ist, was für mich nicht immer der Fall war. Denn ich lass nicht gern los, wenn sich etwas so gut anfühlt, wenn etwas mich so lange getragen und mir Energie und Freude bereitet hat. Es ist nicht immer einfach Menschen zu finden, die passen, zu mir, zu meinem Leben und das auch noch zur richtigen Zeit. Und ich wenn ich die gefunden habe, möchte ich sie nie wieder loslassen. Tauchen dann Konflikte auf, die klar machen, dass ein weiteres gemeinsames Gehen nur schmerzhaft machen würden, dauert es eine Weile, bis ich sehen kann, dass getrennte Wege für beide besser sind.

Nun versuche ich mich an die Energie zu erinnern und dankbar zu sein für das gemeinsam Erlebte. Und ich versuche allen Beteiligten inklusive mir selbst alles Gute zu wünschen und die Handlungen und Reaktionen zu verzeihen, die sich rückwirkend mit dem klaren Blick auch der anderen Menschen als Fehler oder einfach nicht nett herausstellen.

November: Energiemanagement

Puh! Jedes Jahr tappe ich in die Falle. So viel will ich noch erledigen vor Jahresende. Ich hatte gedacht, jetzt wo ich nicht mehr als Führungskraft die Jahresendgespräche fühlen muss, wird alles tippitoppi, aber die innere Uhr kümmert das nicht. Die Tage werden kürzer, das Wetter wird trauriger und das Licht weniger, die Anforderungen der Welt scheren sich darum aber nicht. Haushalt, Care-Arbeit, Besorgungen, Herbsturlaub, Freuden für meine Liebsten und genug Bewegung draußen sind mir wichtig, aber mein Herz will in der Zeit einfach nur zur Ruhe kommen und mit Tee in der Hand den Blättern beim Fliegen zuschauen. Und das passt nicht zusammen. Irgendwann bin ich einfach alle. Ausgelaugt und unfassbar müde. Mir das einzugestehen ist schwer. Und Lösungen dafür zu finden, dass das beides nicht zusammen passt noch viel schwerer. Also Selbstfürsorge, Selbstfürsorge und nochmal Selbstfürsorge und viel Verständnis für alle Beteiligten. Und dann kommt dann doch endlich der Dezember mit der schönen Vorweihnachtszeit.

Dezember: Jahresrückblog und was mich daran hinderte und freute

Ich liebe Schreiben, allerdings finde ich da in meinem vollen Alltag nicht immer so viel Raum für wie ich es mir wünschen würde. Und so habe ich die zweite Blogchallenge in diesem Jahr gern angenommen. Allerdings bin ich diesmal tatsächlich an meinem mit Judith gesetzten Erscheinungsdatum (21.12.) für den fertigen Text gescheitert. Auch habe ich noch nicht alle ihre Videos gesehen und vielleicht schaffe ich das auch gar nicht mehr. Was jammerschade ist, weil ich dadurch immer viel gelernt habe und die Energie mich oft und weit trägt. Aber letztendlich ist auch hier wieder klar geworden, wie sehr ich inzwischen ja zu mir und meinem Bedürfnissen sage. Denn ich hätte das natürlich geschafft. Allerdings wäre der Preis (noch weniger Schlaf, noch mehr Druck, noch weniger Zeit für meine Liebsten, noch weniger Lust am Schreiben) mir zu hoch gewesen. Und so kommt der Artikel halt doch etwas später und deutlich anders als geplant. Aber ich bin dennoch im Freudentaumel. Denn eins habe ich endlich geschafft: Ich habe einen Jahresrückblick geschrieben, das erste Mal in meinem Leben, obwohl ich die Dinger so toll finde! Vielleicht schaffe ich es ja nächstes Jahr, immer monatlich was zu schreiben. Dann ist es nicht so viel und eine Chronik habe ich dann ja trotzdem.

Frei beruflich durchstarten

Mit Fug und Recht kann ich behaupten, dass 2021 ganz unter dem Titel Selbstständigkeit stand. Ich habe durch die Gründung so fucking viel gelernt und geändert und gemacht und entdeckt in mir und um mich herum, dass ich sagen würde ich bin ein neuer Mensch. Ich bin im Januar mit ganz viel Ideen, aber auch ganz viel Angst und Unsicherheit gestartet. Ja, mir war klar, dass der Kurs stimmt und ich große Schritte auf dem Weg zum Traumjob schon gegangen war, aber vor der Selbstständigkeit hatte ich Angst und ein bisschen auch vor mir selbst und davor mich zu zeigen, gerade mit meinen zum Teil sehr intimen Themen. Ich habe die Freiberuflichkeit gewählt, weil ich endlich eingesehen habe, dass das mein Weg ist und dass ich meine Vision nicht als Angestellte umsetzen kann. Aber hätte ich das Ganze mit Chef:in hingekriegt, hätte ich es gemacht. Das sehe ich nun ganz anders. Ich bin wirklich angekommen in der beruflichen Freiheit immer alles zu tun, was ich als passend erachte und die Momente, in denen ich finanzielle Ängste habe, werden immer weniger. Ich lebe viiiieeel bewusster, dankbarer und würde jetzt am Ende dieses Wild Rides echt sagen: ich bin glücklich. Jetzt, genau in diesem Moment, nur dass der nun schon bestimmt ein halbes Jahr anhält. Ja, es gab auch manchmal schlechte Gefühle. In fast allen Momenten war das aber kein Leid sondern Wachstumsschmerz. Ich bin nochmal auf eine ganz andere Art erwachsen geworden und durfte viel loslassen und mich vielem bisher Ignorierten stellen. Authentisch und pur ich sein war und ist nicht immer ausschließlich Freude, allerdings ist es das, was ich wollte: lebendig, intensiv, spannend und wunderschön, auch in den leisen und dunklen Momenten.

Und so bin ich jetzt durchgestartet. Die ersten konkreten und nennenswerten Geldbeträge finden mein Konto und ich habe nun eine viel konkretere Idee davon, was „Einkommensströme“ sind. Ich habe mit meinen Coachings, Seminaren und der Plattform draussencoaching.de ganz konkret Dinge, für die Geld reinkommt. Eine für mich große und emotional wichtige Kooperation hat sich mit meinem Einverständnis aus meinem Leben verabschiedet und auch wenn es mit viel Strecken und Biegen zu tun hatte, das zu erkennen, bin ich nun freier und größer, als ich es in dem Projekt hätte sein können. Ich darf in Sachen Beziehungsvielfalt alleine laufen. Ich muss aber auch. Wie immer hat alles seine Vor- und Nachteile. Denn die Menschen fehlen mir furchtbar in meinem Arbeitsalltag.

Immer noch erwische ich mich dabei wie ich sage, ja, ich bin selbst und ständig. Das fühlt sich groß und anstrengend an und stimmt eigentlich nicht so richtig. Denn ich kann mir durch meine neue Lebensweise auch viele Freiheiten mitten im Alltag nehmen, die ich vorher nicht hatte. Immer öfter sage ich deshalb auch, dass ich beruflich frei bin. Frei zu träumen und Social Start Up oder andere verrückte Dinge zu denken. Frei einfach mal nen Vormittag nichts zu machen, weil mein Kopf nicht so will wie ich oder ich nicht in den Flow komme. Plötzlich ist alles möglich und ich gucke nicht auf die Beweise, dass es nicht klappt, sondern sehe anderen Freiberuflern staunend zu wie gut es klappt und lerne was alles machbar ist und wie Andere meine Herausforderungen handhaben und welche Haltung dahinter steckt. Ich versuche in Fülle zu leben, weil sich das viel besser anfühlt als im Mangel. Und meistens gelingt mir das ganz wunderbar und wenn ich träume, erlaube ich mir jetzt auch Dinge, die früher undenkbar waren. Ein eigenes Haus irgendwo im Wald zum Beispiel als mein Refugium mit eigener kleiner Sauna und viel Stille. Oder ein sechststelliges Bankkonto ohne mich doof zu fühlen, mit dem ich dann wirklich einen Unterschied in der Welt machen kann in Form von Spenden oder Ähnlichem. Oder eine Veranstaltung, die das Leben der Teilnehmenden nachhaltig verändert und deren Inhalte sie noch Jahre in die Welt tragen. Oder Angestellte, die mir die leidige Bürokratie etwas erleichtern. Zu all dem habe ich mir die Freiheit in mein Leben und meinen Kopf geholt, die es dafür braucht. Mein Bauchgefühl will das schon lange, aber die Faktenliebhaberin wollte nicht zuhören. Denn das gehört sich nicht als Familienmutter oder Frau oder was weiß ich. Das geht nun wirklich nicht, denkt die manchmal immer noch.

Ich sage nun: Doch. Geht wohl!

Was mein Traumjob mit meinem Bauchgefühl zu tun hat

Ich bin Wissenschaftlerin. Das Warum treibt mich immer an. Schon seit meiner Kindheit will ich wissen, wie etwas funktioniert, was mich erst zu meiner Schrauber-Lehre und dann zum Biostudium gebracht hat. Nun bin ich auch noch mit einem Doktor und Privatdozenten verheiratet, der sein Leben der Forschung und dem Definieren von Richtig und Falsch gewidmet hat. Fakten haben mein Leben bestimmt, jede Entscheidung getroffen, die Suche nach Wahrheit begleitet. Und jetzt stelle ich mich hin und sage es gibt kein richtig oder falsch. Was das mit unserer Ehe gemacht hat, will ich hier mal nur am Rande mit dem Hinweis auf endlose und wirklich spannende Diskussionen mit und ohne Rum in der Hand erwähnen. Aber wie passt das zusammen? Ich mag es, genau wie jeder andere Homo sapiens sapiens, wenn die Welt einfach ist, schwarz und weiß, bloß kein grau, erst recht nicht, wenn ich es nicht mit schwarzweißen Fakten erklären kann. Ich hätte es gern gehabt, dass es für Alles einen messbaren, belegbaren, beweisbaren Grund gibt, ein einziges Richtig und Falsch.

Leider habe ich auf dem Papier alles richtig gemacht und fühlte mich trotzdem scheiße. Die Fakten stimmten. Ich hatte einen gutbezahlten, sicheren Job, der zur Familie passt, in dem ich gut bin, der mir alle Freiheiten gibt. Aber ich war so gestresst und unerfüllt und unglücklich und trotz eines mehr als vollen Arbeitskalenders und einer nie enden wollenden ToDo-Liste war ich so UNENDLICH gelangweilt von diesen ganzen belegbaren Fakten, dass mir jeden Morgen körperlich übel war. Unter Zeitdruck und gleichzeitig gelangweilt sein ist so ziemlich die schlimmste Kombi der Welt für mich. Mir einzugestehen, dass die Fakten stimmten und es trotzdem alles falsch war, hat mich Jahre und viel Kraft und Mut gekostet. Ich will nicht sagen niemand hat mich verstanden, aber es gab wirklich Tage, da hat es sich so angefühlt.

Wie kann Etwas gleichzeitig wahr/richtig und falsch sein?

Die Antwort ist so einfach wie kompliziert: Weil wir eben nicht nur aus Kopf und Fakten bestehen sondern auch aus Bauch und Gefühl. Und wenn mein Gefühl mir etwas sagt, dann ist das vielleicht nicht so gut argumentativ belegbar, aber es ist trotzdem da und wichtig und richtig und vor allem entscheidend. Denn ja, Geld und Sicherheit und Ordnung sind schön und gut, aber das allein macht bekanntlich nicht glücklich. Wie ich mich dabei fühle, macht mich glücklich. Und deshalb sind Gefühle mindestens so wichtig wie Fakten. Inzwischen lasse ich mich von meinem Bauch leiten. Natürlich nicht allein. Ich bin ja nicht bescheuert, denn der würde den ganzen Tag schokoladeessend auf der Couch liegen oder ausschließlich schreiben und das Essen ganz vergessen oder mich von einem rauschenden Fest zum nächsten schleppen bis der Körper aufgibt oder der Geist oder das Portemonnaie. Das Leben ist ein Balanceakt. Das Einzige was bleibt ist die Veränderung und da mitzugehen, dazu braucht es Kopf UND Bauch, Fakten UND Gefühl.

Live has a plan and does not care about your opinion. Either you go with it or it crushes you.

Und das habe ich halt endlich gecheckt. Ich habe mein ganz eigenes Glücksrezept darin gefunden, dass ich versuche nur noch zu machen, was sich gut anfühlt. Und wenn ich dabei zehn Kilometer in die eine Richtung Laufe und am Ende feststelle, dass meine Richtung genau die entgegengesetzte ist, dann bin ich dankbar dafür, dass jetzt erkannt zu haben und laufe halt in die andere Richtung. Denn am Ende muss ich ja nichts vorweisen, ich darf nur irgendwie die Zeit rumkriegen. Niemand gibt mir auf dem Totenbett eine Medaille für das Erreichte, vermute ich. Am Ende werde ich einfach weg sein, egal ob mit Gott oder ohne oder mit jüngstem Gericht oder ohne. Ich glaube nicht, dass wir menschliche Wesen so weise sind zu verstehen, was von uns verlangt wird und mit dem Ziel die Hölle zu vermeiden so alles richtig machen können. Ich glaube, die Hölle machen wir uns selbst. Aber das ist ein ganz anderes Thema. Jedenfalls muss ich in meinem Leben ja auf nichts hinarbeiten. Irgendwann ist es vorbei und zwar vermutlich zu einem Zeitpunkt, wo mir das grade nicht so gut passt. Und wenn ich mein ganzes Leben lang gestrampelt habe und dann am Ende auf die Belohnung warte, warte ich vermutlich umsonst. Daher sehe ich überhaupt nicht ein, irgendwelchen Idealen hinterher zu laufen. Wenn ich einfach das mache und anstrebe, was mir wichtig ist, nämlich so viel Liebe und Wohlwollen und emotional care und Verständnis und embrace wie möglich in der Welt zu erzeugen, dann kann das einfach nicht falsch sein, wenn es mir dabei so gut geht wie jetzt. Und ich glaube daran, dass jeder Mensch im Kern genau diesen Wunsch hat, nützlich und glücklich Teil dieser Welt zu ein und sie besser zu machen, und insofern glaube ich daran, dass Alle einfach nur wertvoll und liebenswert sind. Und egal ob ich damit recht habe oder nicht, die Welt so zu sehen ist auf jeden Fall besser als in Angst und Misstrauen und im Mangel eifersüchtig das zu hüten, was ich habe und den ungeschriebenen und vermutlich falsch verstandenen Regeln zu folgen, die einfach nicht zu mir passen.

So und was hat das jetzt mit meinem Traumjob zu tun?

Ganz einfach, ich mache keine fixen Pläne mehr. Ich wünsche. Ich träume, ich denke und ich lasse mich treiben und meine Ängste sind dabei nur noch Begleitung, nicht mehr Beratung. Ich sage nicht, dass ich auf immer das mache, was ich grade mache. Ich sage, dass dieses Thema, frei und selbstbestimmt lieben und Beziehungen so gestalten wie es passt, sich schon unglaublich lange hält und sich wie ein roter Faden durch mein Leben zieht und dass mich das deshalb wohl auch noch die nächsten 20 Jahre begleiten wird. Und ich sage, es fühlt sich gut an, mich damit zu beschäftigen und anderen Menschen damit zu helfen. Aber dass ich mich traue, das offen zu machen und mein ganzes Wissen und meine Erfahrung damit zu zeigen, war ein langsamer Prozess, der einen Blick weg von den Fakten hin zum Gefühl brauchte. Ich habe glücklicherweise nur wenig Ablehnung und Diskriminierung mit speziell diesem Thema erlebt und auch das ist ein Fakt, der sich gut anfühlt. Denn in anderen Bereichen war das anders. Die Ablehnung, die ich als Frau in einem Männerberuf erlebt habe zum Bespiel hat mich auch unabhängig von meinen Rückenschmerzen aus dem Thema getrieben, obwohl ich sicher eine ausgezeichnete Ingenieurin gewesen wäre. Aber ich hatte einfach keine Lust an dieser Front zu kämpfen. Das wäre mir zu anstrengend gewesen. Ich überzeuge Menschen lieber davon offen, neugierig und liebevoll miteinander umzugehen. Und ich merke einfach, dass das viel besser passt. Ich habe mehr Energie dafür und ich sehe, dass Andere meine diesbezügliche Rolle beim Thema Gleichberechtigung mit Freude und wunderbar umsetzen. Ich werde nicht da gebraucht, ich werde bei Beziehungen gebraucht und ich glaube tatsächlich inzwischen auch, das ist meine Bestimmung. Nicht weil ich an Schicksal glaube, sondern weil ich tatsächlich glaube, dass es der Welt besser gehen würde, wenn alle in ihrem vollen (und jetzt kommt das Wort dann halt doch :)) Potential leben. Und ich glaube daran, dass dann trotzdem alle Jobs erledigt werden würden, weil wir alle so unterschiedlich sind und an so unterschiedlichen Dingen Spaß haben und Erfüllung finden, dass das funktionieren würde und trotzdem alle glücklich sind. Ich merke grade, ich träum schon wieder.

Jedenfalls hat mich mein Bauchgefühl dann am Ende zu meinem Traumjob geführt. Ich habe immer Spaß an neuen Dingen, aber seit ich freiberuflich unterwegs bin, habe ich das Gefühl, an einem Puzzle zu arbeiten mit unendlich vielen Teilen, die mir aber einfach so genau in dem Moment zufliegen, wo ich sie brauche. Natürlich hadere auch ich und ich bin auch unsicher manchmal und traurig oder überfordert. Aber inzwischen habe ich Vertrauen, dass es schon wird. Irgendwas ergibt sich immer und wenn mir das nicht gefällt, versuch ich halt was anderes. Diese Gelassenheit lässt mich jeden Tag genießen, auch wenn ich dabei nicht immer gute Lauen habe :). Aber mein Bauchgefühl ist sicher: das passt ganz genau so wie es ist.

Einstieg in neue Medien – Entscheidungen zu Homepage, Instagram, Facebook, Clubhouse und Co

Ich und Elektronik. Wir sind nicht so richtig Freunde. Ich reg mich schnell auf, wenn ich etwas nicht verstehe, was bei Elektronik eigentlich immer so ist. Ich bin zu ungeduldig und habe zu hohe Erwartungen und ein paar schlechte Erfahrungen zu viel gemacht, um Gelassen mit neuen Programmen/Geräten umzugehen. Ich brauche da jemanden, der mich an die Hand nimmt für den Einstieg. Ich bin Autodidaktin, aber für den ersten Schritt brauche ich jemand sehr sehr Geduldigen und Unaufgeregten an meiner Seite. Und ich musste mir dieses Jahr die Frage stellen, welche dieser Bücher mit sieben Siegeln ich für mein Business nutzen will. Und am liebsten hätte ich das wieder von heute auf morgen entschieden und abgehakt. Aber so ist das mit dem Bauchgefühl und dem passenden Weg. Das braucht Zeit und Hinfühlen und so habe ich versucht offenen Herzens die verschiedenen Plattformen anzuschauen und zu gucken, was ich brauche. Auch hier hat sich mein Jahresmotto bewahrheitet. Ich habe mich Faktensammlung gestartet und wollte jemanden, der mir sagt, was für mich und mein Business am besten ist. Aber die Antwort steckt wie immer in mir und meinem Gefühl dazu. Wie immer entscheidet mein Bauchgefühl, was zu meinen Inhalten, meinen Klient:innen und auch meiner Lust im Umgang mit dem Medium passt. Ich habe also nach der Faktensammlung viel mich und mein Gefühl dabei beobachtet. Und das sagt: Facebook ist sicher meganützlich, aber mir zu negativ und zu bewertend. Clubhouse kostet mir zu viel Zeit und ist mir zu aufregend mit der Ungewissheit. Twitter ist mir zu viel Nachrichten und kurz ohne Bild kann ich nicht immer gut. Homepage muss auf jeden Fall sein und hilft mir, mich selbst zu finden und verständlich nach außen zu bringen. Tiktok ist mir zu viel Video und Schönheit und auch zu viel Quatsch für Berufliches. Was noch? Keine Ahnung.

Letzten Endes ist es Instagram geworden. Ausgerechnet eine Fotoplattform und das wo ich doch eine ziemliche Kunstbanausin bin. Aber da gibt es so viel Schönes und so viel leicht verdauliche Info und so wenig Bashing und so viel klar verständliche Regeln, die ich zwar nicht alle mag aber zumindest verstehe. Als ich das erste Mal auf Insta surfte, habe ich gedacht was für ein Quatsch. Da steht ja nichts. Aber am Ende steht da ganz viel. Ganz viel Gefühl nämlich und Leben und Beziehungen. Und darum geht es mir ja. Nicht um nüchterne Fakten. Ich hoffe, dass ich noch lange dort bleiben darf, obwohl ich feministische und sexuelle Inhalte poste. Denn die gehören nun mal zum Leben dazu und sind auch so schön und wichtig. Und wenn ich Instagram dazu überredet kriege, mich trotzdem sein und in Ruhe zu lassen, dann ist das doch genau das was ich will und mir auch für so viele andere Menschen wünsche.

Neue Begegnungen – mit vielen wunderbaren Menschen und mit mir

Das Tollste an der Freiberuflichkeit finde ich den Kontakt zu inspirierenden und spannenden Menschen. Ich darf mich beruflich mit Menschen wie Veith Lindau oder Robert Betz beschäftigen. Ich lerne Menschen kennen, mit denen Kooperationen möglich sind, weil wir die gleichen Visionen haben. Ich kann mir meine Arbeitskollegen quasi aussuchen. Und ich darf Menschen beim sich verändern zusehen und bekomme so tolles Feedback für meine Begleitung. Das ist wirklich so wunderbar, direkt am eigenen Leib zu merken, dass ich einen Unterschied mache, zu sehen, was funktioniert und was nicht und noch besser zu werden darin, Menschen das zu geben, was sie brauchen. Und dabei zu merken, je authentischer und purer ich bin, desto besser erreiche ich die Menschen und ihre Herzen und desto mehr kann ich ihnen geben. Plötzlich fällt es mir nicht mehr schwer zu netzwerken. Ich sehe nicht mehr all die Namen und familiären Fakten, die ich vergesse, sondern die, die ich mir merke. Ich finde es nicht (mehr) schlimm, wenn ich vergesse, was für einen Beruf und manchmal sogar Namen mein Gegenüber hat, wenn ich dafür weiß, wie schwierig der Verlust eines Haustieres 2016 für ihn war oder wie aufwühlend die Begegnung mit einem alten Schulkameraden letztes Jahr für sie war und mich genau an die Worte erinnere mit denen dieser Struggle beschrieben wurde. Ich habe keine Angst mehr vor Konflikten oder awkward moments weil ich inzwischen weiß, dass ich damit umgehen kann und möchte. Durch die vielen Workbooks, die ich erstellt und dafür Gemeinsamkeiten gesucht habe, und durch die viele Literatur über GFK und Zwischenmenschliches vermeide ich niemanden mehr. Ich weiß, dass jeder Konflikt uns enger zusammen bringt und/oder uns etwas Großes lernen lässt, wenn wir es zulassen können. Und ich weiß inzwischen und kann es auch vollen Herzens akzeptieren, dass auch die dunkle Seite zum Leben dazugehört. Ich kann Menschen ziehen lassen, wenn es sein muss. Und freue mich an dem Gedanken, dass ich dann mehr Platz in meinem Kalender für neue Begegnungen in meinem Leben habe. Und ich weiß aus Erfahrung, dass die Menschen, die mich wirklich berührt haben, niemals aus meinem Herzen verschwinden werden und ich diesen Schatz hüten darf.

2021 war gefüllt mit unglaublich vielen neuen Begegnungen. Und ich bin durch die neue Offenheit mit meinem Themen auch mir und gewohnten Menschen auf eine Art begegnet, die manchmal echt überrascht hat, auf jeden Fall aber immer schön und lebendig und intensiv war. Und das macht mir unheimlich Freude und ich hoffe, das zieht sich auch 2022 durch.

Meine drei emotionalsten Momente

Boah, das ist echt schwer. Es gab so viel Schönes und Bewegendes! Und warum Etwas für mich so besonders war möchte ich dann vielleicht doch nicht ganz im Details erzählen, auch aus Respekt den beteiligten Menschen gegenüber. Aber ich versuch mal. Im Grunde ist der Text ja für mich und hey, blog like nobody is reading :).

Gesehen werden – mit ganz viel Wertschätzung

Ich bin seit Beginn meiner ketzerischen Anti-Angestellten-Phase bei Astrid Hochbahn in der Beratung. Sie begleitet unter anderem Gründer:innen. Als wir uns kennenlernten, wies sie mich an, alles aufzuschreiben, was ich kann. Ich stellte einen Lebenslauf zusammen und versuchte ein paar spezielle Fähigkeiten aus diesem Bereich hervorzuheben. Alles wieder sehr faktenbasiert und strukturiert und alles bezogen auf das was ich glaubte im beruflichen Zusammenhang wichtig ist. Sie bat mich dann ALLES aufzuschreiben, was ich gut kann. Und so kam auch mein ehrenamtliches Engagement mit in die Liste. Sie wollte alles hören, was mich bewegt, wurde aufmerksam und neugierig bei den Themen, die mein Herz zum Schwingen bringen. Sie hakte nach bei den Dingen, die ich NICHT sagte. Und gab mir Links und Tipps, die genau diese Themen betrafen. Eher so im Vorbeigehen öffnete sie mir eine Tür nach der anderen. Zu Veranstaltungen und für mich wichtigen Menschen, aber auch zu mir. Ich begann zu sehen, dass in mir ganz viel Leuchten und Energie und Kompetenz ist, gerade in den Bereichen, die beruflich so wenig Erwähnung finden. Und der Moment, in dem ich (glaube ich) sah, was sie sah und mich wirklich gesehen und wertgeschätzt fühlte im wahrsten Sinne des Wortes, der Moment, in dem mir klar wurde, dass sie wirklich glaubt, in mir leuchten Schätze und diese Schätze dann auch wirklich leuchten sah, den werde ich hoffentlich noch ganz lange fühlen können.

Wahre Liebe

Ich sage ganz oft, dass ich nicht glaube, dass es die wahre Liebe gibt. Damit meine ich, dass ich nicht daran glaube, dass ich den richtigen Menschen treffen kann, mit dem ich dann happily ever after lebe und dass ich nicht daran glaube, dass das meine Bestimmung oder die irgendeines Menschen ist, weil Menschen nur so glücklich und komplett werden können. Ich glaube, dass es Begleitende gibt. Die einen bleiben länger, die anderen machen Spaß im Bett, die einen sind näher, mit anderen kann ich schöner philosophieren, die einen passen besser, die anderen bringen mich mehr zum lachen. Ich glaube daran, dass jede Beziehung einzigartig ist und oft unentdeckte Schätze hat. Und ich habe dieses Jahr so einen Schatz in meiner Ehe entdeckt. Vielleicht sollte ich eher sagen wieder entdeckt. Als wir zusammen ganz spontan als Familie mal wieder nach Bensersiel gefahren sind, habe  ich plötzlich wieder ganz intensiv gespürt und vor Augen gehabt, warum ich genau diese Beziehung mit genau diesem Mann möchte. Ich war unfassbar dankbar, dass diese Beziehung mich mit all meinen zum Teil widersprüchlichen Bedürfnissen aushält, dass wir uns gegenseitig noch die absurdesten Wünsche erzählen können und wissen, dass wir einen Weg finden werden, damit umzugehen. Es gibt 100 Argumente zu bleiben, aber als wir da so im Strandkorb friedlich nebeneinander saßen, so ohne Termine und fast leicht einen sitzen, wurde mir klar, dass mir die Argumente egal sind. Es fühlt sich einfach richtig an und ich MÖCHTE bleiben. Und diese Freiheit, mich jeden Tag neu entscheiden zu können, nicht weil er der Vater meiner Kinder ist oder wir ein gemeinsames Haus oder Konto haben, nicht weil ich mit ihm gemeinsam alt werden oder eine Altersversorgung haben will, nicht weil wir gut zusammenpassen oder uns ergänzen, nicht weil ich mag, welche Hobbys oder Eigenschaften er hat, sondern einfach weil ich es in diesem Moment will und weiß, dass er es auch will. Und das fühlt sich wunderbar leicht und schön an und viel  mehr als wahre Liebe als die Seifenopern im Fernsehen.

Wellenreiten

In Sankt Peter Ording gibt es ein wundervolles Meerwasserwellenbad. Schwimmen war für mich als Kind einfach nur wunderbar und wir hatten ein Wellenbad in der Nähe, dass ich so oft und lange besuchte, dass ich manche Sommer alle Nächte lang das Gefühl des Gehobenwerdens von den Wellen im Bett hatte. Und als ich nach ungefähr 25 Jahren mal wieder so große Wellen um mich hatte, entspannt mit meinen Kindern weil sie endlich groß genug sind, und als ich da so in mich fühlte und um mich schaute und die Gesichter all der Menschen sah, die plötzlich auch wieder zehn Jahre als waren, da erfüllte mich pure Freude. Es war, als wenn der ganze Raum lächelte, selbst die Bademeister beobachteten verträumt das wilde Treiben, obwohl sie das vermutlich seit Jahren im Halbstundentakt machen. Vielleicht ist das auch der Grund, warum Bademeister:innen ihren Job so gern machen. Ich fands jedenfalls wunderbar und wenn mein Leben mal wieder so richtig spaßbefreit ist, hole ich mir diesen Moment zurück und versuche mich dran zu erinnern, wie sich mein Körper da angefühlt hat, jede Stelle einzeln und danach kann ich gar nicht anders als Lächeln.

Fakten 2021

Ich könnte jetzt noch echt ne ganze Weile viel beschreiben und loben und meine Gefühle ausdrücken. Aber ich finde es reicht langsam. Ich habe 2021 gestartet mit der Faktensuche und habe gelernt mein Bauchgefühl wertzuschätzen und es gefeiert. Aber Fakten sind auch wichtig, daher pack ich sie hier dann noch mal rein, damit ich irgendwann auch mal im Schnelldurchlauf lesen kann, was 2021 eigentlich los war.

Selbstständig werden – nach Berlin, Köln, Staufen, Sankt Peter Ording, Bensersiel und Bacharach fahren – bezahlte Coachings geben – Fortbildung zur systemischen Familientherapeutin anfangen – draussencoaching.de mitstarten – mich beruflich coachen lassen – ganz viel malen – ganz viel planen – Hoffest trotz Covid – letstalkabout.love mitgestalten und verlassen – Suche der richtigen weiterführenden Schule und einer entsprechenden Transportmöglichkeit für meine Tochter – eine Halloweenparty draußen genießen – iPad und iPhone lernen – meinen Mann beim Bötchenbauen bestaunen – im Wellenbad pure Freude sehen – trotz Covid einen Kindergeburtstag im Ninfly machen – meiner Tochter beim Parkour zugucken – Tinder kennenlernen – ein eigenes Zimmer bekommen (oder war das schon 2020?) – Basis-Lizenz für den Trainerschein Parkour machen – einen Marathon begleiten – eine passionierte Karnevalskönigin besuchen – mich trauen tolle Persönlichkeiten direkt anzusprechen – IKSK und Daimond Lotus kennenlernen – viele erste Male: Homepage, Insta-live, Blogartikel, Stories, Clubhouse, (Vortrag auf der) Perle, Stammtische u.v.m. – einer Hochzeit online an Halloween zuhören – meinem Sohn beim Geigespiel zuhören – dem Wallclimb immer näher kommen – viele Spaziergänge mit Telefon – Weihnachten mit Familie feiern – eine Freundin beim Studieren begleiten – einen eigenen Laternenumzug organisieren – einen Onlinekurs erdenken – mich meiner Bühnenangst stellen – Funfacts über mich verÖFFENTLICHen – den Kettlerhof genießen –  mich trotz Covid beim Punchtrinken wohl fühlen – neue Gartenmöbel kaufen (wer uns kennt, weiß was für ein Riesenschritt das ist) – BuJos kennengelernt – Onlinekurse zum Bloggen und Marketing – Mädelstreffen – Schneegestöber

Und nun Welcome 2022!

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