Inspirierend - herzöffnend - frei
Es war mein erster direkter Kontakt mit dem Nachfolger der Xplore der Schwelle 7 rund um Felix Ruckert und es hallt so allumfassend und gleichzeitig so weich und wunderbar in mir nach, dass ich gern darüber schreiben möchte.Allem voran gibt es den eher bodenständigen Part: Wir alle waren unglaublich dankbar, dass diese Veranstaltung so stattfinden konnte. Zutritt gab es nur geimpft, getestet oder genesen, das Hygienekonzept wurde recht streng verfolgt und ist gut aufgegangen. Teilweise konnte ich fast vergessen, dass wir uns grade in einer Pandemie befinden, und mich sicher fühlen trotz Körperkontakt.
Aber wie knüpft man an an eine Zeit, in der andere Mensch als Gefahr gesehen werden und Abstand die wichtigste Regel im sozialen Kontext zu sein scheint? Wir sind soziale Wesen, wir brauchen Berührung, Verbindung zu einer Gruppe ist sprichwörtlich überlebenswichtig, auch in Zeiten ohne Säbelzahntiger. Das soziale Protokoll muss neu erlernt werden. Was ist erlaubt, was ist dem Gegenüber zu gefährlich?
Let the Show begin
Felix hat mit ein wenig Verspätung um 21:15 Uhr die Tore geschlossen und die Performance mit seinen wie immer charmanten Worten eröffnet. Unglaublich fantasievolle Kleidung und Accessoires ließen mich meine anfängliche Unsicherheit vergessen. Vom ersten Moment an genoß ich die vibrierende Erwartung des Abends, der uns erwartete. Die Menschen sammelten sich in ausgewiesenen Areas und starteten nahezu direkt mit dem Spiel um Nähe und Distanz, um die innere und äußere Bewegung, eigene und fremde Körpererfahrungen, um Führung und Hingabe, um Präsenz und Resonanz. Es war inspirierend.


Das waren "meine" Veranstaltungen:
Mit Gesprächen und wundervollen Übungen näherten wir uns der Intimität, die es für eine solche Veranstaltung braucht.
Nehra Stella „Exploring Freedoms“
Die Künstlerin bewegte alle Teilnehmenden mit verschiedenen Körperübungen und animierte zur Begegnung mit Anderen und sich selbst.
Auf diesen Vortrag hatte ich mich natürlich aufgrund meines Themenschwerpunktes besonders gefreut. Und auch wenn ich Karina bereits in einer ähnlichen Veranstaltung erleben durfte, war es wieder sehr angenehm, ihrer souveränen und wertschätzenden Darstellung dieses Konzept zu lauschen und neue Aspekte und Schüsse zu hören. Die Psychologin gab einen kurzen Einblick in den aktuellen Status bezüglich nicht-heteronormativen Beziehungskonzepten und den damit auftauchenden Problemen in ihrer Praxis. Wir sprachen über Alltag und offene Fragen im Zusammenhang mit Polyamorie. Vorbilder wurden diskutiert und es wurde erneut klar, dass trotz der ganzen Offenheit in manchen Bereichen es immer noch viel zu viele Fragen zu diesem Thema bei vielen Menschen gibt. Viel zu viele suchen Orientierung, die es viel zu wenig gibt und es wird weiterhin zu wenig darüber geredet. Passt ja prima, dass ich mich bereits genau darauf eingestellt und bereits Einiges zu diesen Fragestellungen anbiete, dachte ich mir da.
Erstaunlich gelöst und mit ganz viel Humor hat uns Felix selbst beeinflussbare Aspekte beim Besuch einer Playparty gezeigt und mit Tipps und Tricks dafür gesorgt, dass unsere nächste Veranstaltung ein Erfolg wird. Damit wurde der nächste Abend eingeläutet und nach einer Reinigungspause für die Location ging es zur zweiten participatory Performance.
In einer geführten Partnermassage wurden ganz viele hilfreiche Tipps gegeben und der Fokus auf Freude beim empfangenden UND gebenden Part gelegt.
Die Abwandlung der haitianischen Massagepraxis wurde in Dreiergruppen geübt, nachdem eine eindrückliche und lehrreiche Vorführung gegeben wurde.
Und das nehme ich mit
Gleichzeitig lebt der Spirit dieser Reihen fort. Trotz Pandemieunterbrechung, die sicherlich auch dazu beigetragen hat, dass die Veranstaltung eben nicht einer der Schwelle 7 gleichzusetzen war und die Xplore lückenlos ersetzt, ihr aber laut vieler meiner Gesprächspartner:innen zumindest nahe kommt. Trotz Ortswechsel und widriger Umstände, wurde die Individualität und Einzigartigkeit einer/s Jeden gefeiert, ein offener und gleichzeitig sehr freundlicher und wohlwollender Tonfall aktiv in den Workshops und durch Aushänge kultiviert und ganz viel Raum gegeben für persönliche Entfaltung, Gefühl und Begegnung. Es war herzöffnend.
Ich hatte unheimlich viel Spaß, durfte staunend neue Seiten in mir entdecken und habe unfassbar beeindruckende und wundervolle Menschen kennenlernen dürfen. Denen ich hoffentlich ganz bald wieder begegnen darf auf Events, die die neuen Techniken und spannenden Impulse, die es nun in meinem Leben gibt, vertiefen. Gerade bin ich einfach nur sehr dankbar für all meine Eindrücke und fühle mich total frei.
Ich danke dem gesamten Team des IKSK-Berlin mit allen Helfern und Mitwirkenden für ihre unermüdliche Freundlichkeit und Offenheit allen Besuchern gegenüber, für willkommene Snacks zum Energietanken und natürlich für die tolle Organisation eines fast surreal wirkenden Zusammentreffens von vorsichtigen Menschen, die feststellen durften, dass ein solch gut durchdachtes und erprobtes Konzept auch unter Pandemiebedingungen wunderbar funktioniert.
Und das macht unglaublich Lust auf mehr.
Hier findest du das Programm des IKSK-Berlin.
Schönes Träumen wünscht
Sonja