Sonja Jüngling

Warum ist heiraten so ein großes Ding?

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„Die Kette der Ehe ist so schwer zu tragen, dass zwei Personen dazugehören, manchmal sogar drei…“, sagte einst angeblich Alexander Dumas.

Puh, wenn ich das höre, habe ich schon gar keine Lust mehr darauf. Und Lust war auch meist nicht der Grund für’s Heiraten. Die Idee dahinter war immer eine Absicherung, gedacht vom Staat und von Frauen in einer patriarchalen Gesellschaft und vermutlich auch von Männern, denen eingetrichtert wurde, dass sie für Geld statt Gemütlichkeit zu sorgen haben.

Ich bin aufgewachsen mit dem Ideal der Familie mit Kindern und die wird nun mal mit der Hochzeit gegründet. Und tatsächlich waren die Gespräche am Kaffeetisch bei Geburtstagen meiner Oma da auch immer noch sehr klassisch. Ist sie schon? Ne, noch kein Freund, ach Gott die Arme. Als ich 2006 entgegen den gefühlt Millionen „ich-heirate-nicht“s all die Jahre davor meinem jetzigen Mann das Ja-Wort gab, war immer noch die Erleichterung in der Familie zu spüren. Jetzt ist sie sicher, unter der Haube, hat ihren Lebenszweck erfüllt.

Immer noch.

2006!

Was soll ich sagen, der Druck, dass es perfekt funktioniert und die Kinderchen bald kommen, war enorm und die Angst vor dem Versagen noch größer.

Und ich glaube, genau das ist der Grund. Weil wir obwohl die innere Überzeugung eine andere ist, immer noch alle mitmachen. Weil wir immer noch den tausend Filmen und Büchern glauben, die uns vorgaukeln, dass heiraten das beste Lebens- und Beziehungsmodell ist. Weil ich immer noch der kleinen Sonja glauben möchte, die sich wünscht, nur alles richtig zu machen, ein gutes Kind zu sein, dann wird schon alles gut.

Tja, leider funktioniert das Leben so nicht.

Ehe kann etwas Schönes sein, aber nicht, weil heiraten das Richtige ist oder es dazu gehört, nicht weil ich den Regeln folgen will, die letztendlich so unklar sind, dass es nur zu Problemen kommen kann, sondern weil wir auch dieses Tool nutzen können, um eine Beziehung besonders zu gestalten. Die Ehe allein macht nicht glücklich, sondern auch hier nur der Wille, sich freiwillig einem Menschen auf besondere Weise zuzuwenden, sich ganz einzulassen und dann ist nicht heiraten das große Ding, sondern die Beziehung, die dahintersteht. Und dank der Ampel wird es hoffentlich auch bald möglich sein, diesen besonderen Bund in allen Variationen einzugehen. Ich drück mal die Daumen.

Und bis dahin versuch ich meinen Kindern zu vermitteln, dass jeder Lebensentwurf ein Grund zu feiern ist und sehe es dem Staat nach, dass er aus Eigennutz so ein starres und zum Teil sehr ungücklichmachendes Konzept finanziell fördert. Alle haben halt gute Gründe für alles, was sie tun. Glücklicherweise kann auch der Staat nichts dagegen tun, dass nichts so stetig ist wie der Wandel und ich habe große Hoffnung, dass wir alle immer freier werden dürfen in unseren Entscheidungen und es vielleicht in ein paar Jahren auch in den Medien besser widergespiegelt wird, welch wundervollen Möglichkeiten wir haben.

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